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1. Die alte Geschichte - S. 69

1861 - Eisleben : Reichardt
69 die mächtige Zenobia, Königin von Palmyra.x) Wird in Kleinasien ermordet. 284—305 Diocletianus. Er führt orientalischen Despotismus und Hofhaltung ein, läßt sich Herr und Gott nennen. Um das Reich kräftig zu schützen, nimmt er den Maxim ianu s zum Augustus (Mitkaiscr) an (285), beide ernennen den Galerius und Constantius Chlorus(292) zu Cäsaren (Thronfolger und Mitregent). Das Reich in 4 Theile getheilt. 305 Diocletian und Maximian legen die Herr- schaft nieder. Ersterer zog sich in's Landleben zurück und starb zu Salona in Dalmatien. Letzterer warf sich bald wie- der in Rom zum Herrscher auf, ebenso fein Sohn M a x e n t i u s. 396—337 Constantinus (der Große). Er folgte seinem Vater Constantius Chlorus als Augustus zu einer Zeit, in welcher das Reich 6 ein- ander bekriegende Kaiser hatte, die sich theils unter einander aufrieben, theils von Constantin besiegt werden. 312 Maxentius von Constantin an der Milvischen Brücke besiegt. Wunderbare Erscheinung des Kreuzes: In diesem Zeichen wirst du siegen! Das Mailänder E^ict gewährt dem Christenthum Duldung im ganzen Reiche. 324 Durch Besiegung seines mächtigen Gegners Licinius^) wird Constantin Alleinherrscher. Das Christenthum wird zur Staatsreli- gion erhoben. Byzanz, jetzt Con staut in opel genannt, wird Residenz. Constantin laßt sich kurz vor seinem Tode taufen. 337 Auf Constantin d. Gr. folgen seine Söhne Constantin kl, Constantius und Constans. Sie führen blutige Kriege um die Herrschaft, worauf der grausame Constantius allein regiert (bis 361). 361—363 Fl. Julianus (Apostat«, der Abtrünnige). x) Stadt in einer Oase der syrischen Wüste. Die Ruinen Palmy- ra's erregen noch jetzt die Bewunderung der Reisenden. y) Bei Adrianopel und bei Chalcedon.

2. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 167

1890 - Leipzig : Reichardt
167 tung der Lage der Arbeiter. Sein letztes Lebensjahr wird verdstert durch die tdliche Erkrankung des Krn-Prinzen Friedrich Wilhelm. 1888 am 9. Mrz stirbt Kaiser Wilhelm I. fast 91jhrig. Ihm folgt der Krn-Prinz unter dem Namen Friedrich Iii. Aver schon nach 99 Tagen erliegt derselbe feinen furchtbaren, mit wahrem Heldenmut ertragenen Leiden am 15. Juni 1888. 1888 Wilhelm^Ii. Deutscher Kaiser und König von Preußen. 1890 Fürst Bismarck legt seine Amter als deutscher Reichs-kauzler und preuischer Ministerprsident nach fast 28-jhriger Amtsdauer nieder. v 1890 Infolge des afrikanischen Vertrages (s. oben) tritt England die Insel Helgoland an Kaiser Wilhelm ab.

3. Bd. 3 - S. 324

1838 - Eisleben : Reichardt
324 Amerika. der es hauptsächlich wegen der Wolle jagt, die aber nicht abgeschoren wird, sondern man zieht die Haut mit der Wolle ab und bringt sie so zum Verkauf. Das Fleisch kommt an Wohlgeschmack dem herr- lichsten Wildpret gleich. Zur Jagd dieses sehr scheuen und flüchtigen Thieres, vereinigen sich mehrere Indianer zusammen. Sie schleichen sich, wenn sie eine Heerde solcher Thiere am Abhange eines Berges weiden sehen, über dieselben hinauf, dringen dann plötzlich herab und treiben sie in eine Schlucht oder in ein Thal, wo schon vorher Stricke mit daran gebundenen Lappen ausgespannt sind. Die darüber erschro- ckenen Thiere laufen auf einen Haufen zusammen, und werden hier- mit leichter Mühe ergriffen und getödtet, indem man ihnen kleine Stricke mit Bleikugeln an den Enden zwischen die Beine wirft, so daß sie sich verwickeln. Leicht wäre es ihnen übrigens über die aus- gespannten Stricke wegzusetzen und zu entfliehen, aber die große Furcht- samkeit bei Erblickung der von der Luft bewegten Lappen hindert sie, den Versuch zu machen. — Noch müssen wir bemerken, daß zwar die Reisenden meistentheils und mit Bestimmtheit behaupten, daß alle diese 4 genannten Thiere eben so viel verschiedene Arten waren, hin- gegen viele Naturforscher das Paco als das zahme Vicuna und das Llama als das zahme Huanaco ansehen. Zu den merkwürdigen und nützlichen Produkten des Pflanzen- reichs gehört die Aracacha (spr. Arakatscha), ein Gewächs mit eß- baren, mehlhaltigen Wurzelknollen, gleich den Kartoffeln, das in Südamerika dieses Nutzens wegen häufig angebaut wird und einen fruchtbaren, lockern Boden erfordert. Die erste Nachricht von diefer nützlichen Pflanze erhielt man in Europa im I. 1805. Sie würde in dem mittlern und südlichen Deutschland sehr gut fortkommen, treibt einen 2| bis 3 F. langen Stengel, blüht Anfangs hellgelb, spater ins Purpurröthliche übergehend und hat Blatter, die denen des Selle- rie gleichen, und 2 bis 2^ Zoll dicke, in 4 bis 5 Äste getheilte und 8—9 Zoll lang in die Erde hinunter gehende Wurzeln deren Ober- fläche beinahe glatt, mit einer dünnen .Haut bedeckt und wie die Kartoffel mit Äugen versehen ist. Das Innere dieser Wurzeln ist fleischig und fest, gelb, weiß oder purpurroth und gleicht im Geschmack einer Mischung von Pastinaken und Kartoffeln. Sie lassen sich sehr leicht kochen, sind ungemein leicht verdaulich, und gewähren sowohl für Reiche als Arme eine kräftige Speise. Auch kann man aus densel- den Starke machen. Die Anpflanzung der Aracacha geschieht, wie bei den Kartoffeln, durchs Einlegen in die Erde, nur werden dabei die Wurzeln, weil sie so groß sind, vorher zerschnitten, doch muß jedem abgeschnittenen Stücke ein Auge gelassen werden. Nach 3 bis 4 Mo- naten gelangen die Wurzeln zur völligen Reife, daß sie verspeist wer- den können, laßt man sie aber länger in der Erde, so werden sie weit größer, ohne in Hinsicht des Geschmacks etwas zu verlieren. Unter den vielen köstlichen Baumfrüchten, die Peru erzeugt, steht

4. Bd. 3 - S. 343

1838 - Eisleben : Reichardt
Chile. 343 Louise auf seiner Weltumsegelung 1830—1832 begleitete (f. B. J, S. 5. zweiter Auflage) Folgendes: „Chile scheint das Lieblingsland der Erdbeben zu seyn. In dem Distrikte von Valparaiso wiederholen sich kleine Erdbeben regelmäßig alle drei Wochen. Dann giebt es ei- nen Ausstand: die Einwohner verlassen ihre Hauser und rufen mit kläglicher Stimme: Misericordia, Misericordia el temblor! In dem Distrikt von Copiapo sind Erdbeben so häufig, daß sie als ganz gewöhnliche Ereignisse betrachtet werden. Die Einwohner scheinen sich ganz vertraut mit dieser schrecklichen Geißel gemacht zu haben und bleiben die ganze Nacht ruhig zu Hause, während ihre Häuser wan- ken und die Bäume sich nach allen Richtungen beugen." Übrigens ist das Gefühl der Einwohner für Erderschütterungen so geübt, daß sie die leiseste Bewegung dieser Art, von welcher der Fremde nicht das Mindeste spürt, augenblicklich wahrnehmen und sogleich aus den Woh- nungen ins Freie hinaus lausen. Manche dieser Erdbeben verursachen großen Schaden. Unter den in Chile lebenden Thieren bemerken wir den Ame- rikanischen Strauß, der mit dem gemeinen oder Afrikanischen (B. Ii, 310) in der Gestalt und Lebensart große Ähnlichkeit hat, nur ist er etwas kleiner, denn seine ganze Länge betragt nur etwa 5 Fuß; auch hat er nicht das schöne majestätische Ansehen desselben, weil ihm der Schwanz fehlt. Er führt in der Naturgeschichte den Namen Cheuque oder Nandu und lebt ausschließlich in Südame- rika, von Brasilien bis zur Magellansstraße. Vorzüglich häufig ist er in den Pampas oder Ebenen der la Platastaaten. Nie trifft man ihn in Gebüschen und Wäldern, sondern in freien Feldern, wo er heerdenweise sich aushält. Die Farbe seiner Federn ist am Unterleibe weiß, aus dem Rücken bleifarben; der Scheitel und der Hintere Theil des Kopses sind schwärzlich, und am Nacken sängt eine schwarze Binde an, die sich über den hindern Theil des Halses wegzieht. Doch soll es auch ganz weiße und ganz schwarze Nandus geben. Von Natur ist der Nandu sehr wenig scheu und nährt ftd) so- gar den Wohnungen der Landbewohner, wenn man nicht aus ihn Jagd macht. Aber in Gegenden, wo man ihn verfolgt, ist er sehr vorsichtig und flieht den Menschen, sobald er ihn erblickt. Er kann eben so wenig fliegen als der Afrikanische Strauß, läuft aber mit sol- cher Schnelligkeit, daß er nur mit den besten Pferden eingeholt werden kann. Man stellt ihm wegen seines Fleisches, seiner Eier und seiner Federn nach und sängt ihn gewöhnlich mit dem Lasso. Wenn man sie jung einsängt, so werden sie vom ersten Tage an zahm, gehen im Hause in alle Zimmer, spazieren in den Straßen herum, lausen aus die benachbarten Felder, oft eine Stunde weit und kommen des Abends wieder nach Hause. Ihr Gang ist stolz und majestätisch, den Kops und Hals tragen sie hoch und der Rücken ist abgerundet. Sie sind sehr neugierig und sehen, wenn sie an einem Hause vorbeigehen, durch

5. Bd. 3 - S. 298

1838 - Eisleben : Reichardt
293 Amerika. schpnste ist und stch am häufigsten findet, einen weißen Halskragen. Alle diese Spielarten bauen ihre Nester auf den allerunzugänglichsten Felsen und legen 2 große weiße Eier. Der Eondor sitzt Tage lang auf einer Felsspitze und nie auf Waumen, frißt Aas lieber als frisches Fleisch und greift nur vereint zu zweien größere lebende Thiere an, als Hirsche, Kuguare (B. Hi. S. 190), Llamas, Vicognes, Rinder rc. und richtet großen Schaden unter den Schaf- und Ziegenheerden an. Ist der Raub nicht zu groß, so erfaßt er ihn mit seinen starken Krallen und tragt ihn nach seinem Neste aus der Spitze der Gebirge. Mit seinem äußerst schar- fen Gesichte erspähet er von den Schneegipfeln der Anden herab seine Weute, stürzt dann mit Blitzesschnelle auf das Thier hinunter, hackt ihm mit dem Schnabel zuerst die Augen aus und reißt ihm hierauf den Leib auf. Dann überlaßt er sich dermaßen der Gefräßigkeit, daß er sich kaum mehr von der Stelle bewegen kann, und in diesem Zu- stande oft von den Indianern mir Knütteln todtgeschlagen oder mit Schlingen (Lassos) lebend gefangen wird. Übrigens hat der Eondor ein äußerst zähes Leben. Humboldt hatte Gelegenheit, Erfahrungen hierüber zu machen. Er sah, daß Indianer einem solchen einen Strick um den Hals schlangen, ihn an einen Baum banden und dann einige Minuten lang an seinen Beinen zogen, um ihn zu erdrosseln. Kaum aber hatte man den Strick losgemacht, als der Eondor gleich darauf wieder umherging. Darauf schoß man ihm mehrere Pistolenkugeln durch den Leib, wodurch der Hals, die Brust und der Bauch verwun- det wurden; allein ^er Vogel blieb auf den Füßen, und siel erst dann zu Boden, als noch eine Kugel ihm die Hüfte zerschlug. Nicht eher, als nach einer halben Stunde starb er, nachdem ec eine Menge Wun- den erhalten hatte. Daß aber der Eondor, wie man erzählt, auch 10 bis 12jährige Kinder, und selbst, erwachsene Menschen anfalle, wird von den unterrichtetsten Reisenden für eine Fabel erklärt. Wie- wohl es keinen Zweifel leidet, daß 2 Eondors wohl im Stande seyn dürften, nicht nur einen zehnjährigen Knaben, sondern sogar einen er- wachsenen Menschen umzubringen. Aus dem Pflanzenreiche liefern die Gebirgsgegenden der Eolom- bischen Republik Ecuador eins der berühmtesten und kräftigsten Arznei- mittel, nämlich die E hin a rin de, die auch unter dem Namen der Pä^uviani sehen Rinde und der Fieberrinde bekannt ist. Die ersten sichern Nachrichten von ihr gehen bis zu dem I. 1638 zurück, in welchem die Spanische Gräfin del Einchon, Gemahlin des da- maligen Vizekönigs von Peru, durch diese Rinde von einem hartnä- ckigen Fieber befreit wurde. Diese vertheilte nun das Pulver davon an andere Kranke und so wurde der arzneiliche Gebrauch dieser Rinde in der Mitte des 17ten Jahrhunderts auch in Europa bekannt; und es kommen seitdem mehrere Arten von grauer, gelber, brauner, rother und weißer Farbe häufig im Handel vor. Den drei erstern Sorten

6. Bd. 3 - S. 372

1838 - Eisleben : Reichardt
372 Amerika. Domadores zu ihrer Bändigung geschritten, indem man sie mit dem Lazo einsangt, ihnen ein Gebiß ins Maul legt, und sie sattelt, worauf der Domador sich mit seinen ungeheuren Sporen auf den Rücken des Pferdes schwingt, das dann einige mannshohe Sprünge macht und in gerader Linie über die Ebene hinfliegt, indem es über jeden ihm im Wege liegenden Gegenstand wegsetzt; allein vergebens sucht es sich von seinem Reiter zu befreien, wiewohl es bäumt, hinten und vorn ausfchlägt und sich walzt. Endlich nach Verlauf von 4 oder b Tagen wird das Thier als gebändigt und zum Dienst tauglich er- achtet, obschon ein solches noch wenige Europäer zu reiten im Stande seyn möchten. Endlich wird es ganz zahm. Eine der Haupteigen- schaften, welche man in diesen Gegenden an dem Pferde-schatzt, besteht darin, mitten im schnellsten Fluge inne zu halten und stehen zu blei- den, was nicht geschehen kann, ohne daß das ganze Gewicht des Thieres einen Augenblick auf den Hinterfüßen ruht, wodurch diese sehr schwach werden, was auch der gewöhnliche Fehler dieser Pferde ist. — Auf die Schafe verwendet man in den Pampas nicht die mindeste Sorgfalt. Sie dienen eigentlich nur zur Nahrung, da ihre ohnehin grobe Wolle sich auf der Weide mit den Stacheln der Disteln an- füllt und in diesem Zustande und ungewaschen, im Handel nicht abgesetzt werden kann. Um die einem Estanciero gehörigen Stücke Vieh zu erkennen, hat jeder sein eigenes Zeichen, das er auf der Polizei anzeigen und eintragen lassen muß. Man brennt dergleichen Zeichen dem Thiere ' mit glühendem Eisen auf die Haut, und verlauft der Eigenthümer eins, so setzt er ein zweites Zeichen neben das erste und der Käufer fügt das seinige bei. Jedermann hat das Recht, ein Thier, das sein Zeichen tragt, überall wo er es findet, ohne alle weitere Umstande sich zuzueignen. Die Polizei halt auch über die zum Verkauf nach der Stadt gebrachten Haute strenge Aufsicht; das Zeichen laßt stets so- gleich den ursprünglichen Eigenthümer erkennen, und jeder verdächtige Mensch, der Haute zu Markt bringt, die ein fremdes Zeichen tragen, ist gehalten, sich auszuweisen, wie er in ihren Besitz gekommen ist. Dies Gesetz wird mit der größten Strenge gehandhabt, da der per- sönliche Vortheil eines jeden dabei ins Spiel kommt und gewisser- maßen auf gewissenhafter Beobachtung desselben die Wohlfahrt des Staates beruht. Das Zeichen wird dem jungen nachgewachsenen Vieh alle Jahre im Herbste, nämlich in den Monaten April oder Mai eingebrannt, was man die Hierra (von Hierro, Eisen) nennt, die dann auf den Estancias mit einer Reihe von festlichen Gelagen verbunden ist. Der Estanciero ladet seine Freunde dazu ein, und die Hirten eilen von allen Seiten herbei, um ihre Dienste anzubieten und Theil an den Vergnügungen zu nehmen. Mehrere Tage lang wird geschmaust und getanzt, tmb Pferderennen und andere Belustigungen jeder Art

7. Bd. 3 - S. 373

1838 - Eisleben : Reichardt
La Plata-Provinzen. 373 tragen zur Unterhaltung der Gäste bei. Die in der Steppe zerstreu- ten Thiere zusammenzutreiben und in den Eorral zu bringen, ist allein schon ein ungemein ergötzliches Vergnügen für die Hirten, die bei die- ser Gelegenheit ihre ganze Geschicklichkeit im Wurf des Lazo und der Bolas, die nie von ihrer Seite kommen, an den Tag zu legen stre- den. Jedes Thier wird zu Boden geworfen und wieder freigelassen, sobald cs gebrannt ist. Zu gleicher Zeit werden die jungen Stiere verschnitten, was geschieht, um bessere Haute zu erlangen, da die der verschnittenen Stiere viel dünner und geschmeidiger und zu dem ver- schiedenen Gebrauch dienlicher sind als die der unversclmttenen. So lange die Hierra dauert, werden täglich mehrere Ochsen zu 'den Mahl- zeiten geschlachtet, die ohne Unterbrechung aus einander folgen, und man verzehrt an diesen Freudentagen wahrhaft ungeheure Stücken von Fleisch. Ueber einem im Freien lodernden Feuer werden ganze Vier- theile von Ochsen, statt des Bratspießes der ganzen Lange nach mit einem Stück Holz durchbohrt, gebraten. Wenn sie gar sind, nimmt man sie von dem Gluthausen hinweg und steckt den Spieß senkrecht in den Boden, worauf jeder mit seinem Messer lange Streifen ab- schneidet, die er in den Mund schiebt und kurz vor den Lippen weg erst zerstückt. Kaum ist ein solcher riesenhafter Braten verschwunden, so hangt schon wieder ein frischer über dem Feuer, und so geht es fort, so lange das Fest dauert. Abends beschließen Tanze, die erst spat in der Nacht enden, die Vergnügungen eines solchen Tages. Eine Estancia ist die einträglichste Besitzung, die es giebt. Das Kapital vermehrt sich alle Jahre um A, wenn sie anders gut verwaltet wird. Der Eigenthümer von 12,000 Stüss Vieh kann jährlich 2—3000 davon schlachten oder verkaufen, je nachdem er dem Stand seiner Heerde eine größere oder geringere Ausdehnung geben will oder es der Umfang seiner Besitzungen erlaubt. Das Schlachtvieh verkauft man an die sogenannten Sa laderos, von denen eine große Menge ihre Metzgereien vor den Thoren von Buenos Apres hat. In man- chen dieser Schlachthäuser werden oft in einem Tage 200 Thiere geschlachtet. Die Blutlachen, die umherliegenden Knochen und Ab- fälle jeder Art, die diese Mördergruben bedecken, bieten einen scheußli- chen Anblick und würden die Luft verpesten, wenn nicht zahllose Schwärme von Möven und Raubvögeln unaufhörlich alles, was weg- geworfen wird, aufräumten. Die Art, wie man in diesen Saladeros und überhaupt im ganzen Lande die Ochsen schlachtet, ist äußerst schnell, und in wenigen Minuten ist dem Thiere die Haut abgezogen, die man getrocknet in den Handel bringt. Das Fleisch wird leicht ge- salzen und an der Sonne gedörrt; es erhält den Namen Tasajo und bildet einen bedeutenden Ausfuhrartikel nach den tropischen Kolonien, wo man sich seiner als Nahrung für die Neger bedient. Die Häute, die nach Buenos Apres gebracht werden, bewahrt man, bis sie auf die Schiffe verladen werden können, in Magazinen, Barracas genannt, <7

8. Bd. 3 - S. 444

1838 - Eisleben : Reichardt
o' ■ . . - . . ' . . 444 Amerika. kann man sich überreden, daß das undeutliche, von dem Fremden leicht für das erfreuliche Zeichen der Menschennahe genommene Ge- brüll eines Stiers von einem Vogel, kaum größer als eine Europäi- sche Krähe herrühre, der sich unmittelbar neben dem Überraschten in dem Gebüsche verborgen halt. Die dumpfe Stimme tönt gleichsam aus großer Entfernung und macht die Entdeckung des Tbieres schwie- rig. Hat ihn ein Schuß verwundet zu Boden geworfen, so wagt man kaum, den furchtbar aussehenden kohlschwarzen Vogel aufzuneh- men. Ein großer, 2 Zoll hoher buschiger Kamm des Kopfes legt sich drohend und das Haupt fast verdeckend, nach allen Seiten her- unter; aus dem zum weiten hochrothen Rachen geöffneten Schnabel ertönt ein fchlangcnahnliches Zischen, die silberweißen Augen blitzen doppelt gefährlich aus dem aufgesträubten Gefieder, und bei diesem Anblicke denkt man, umgeben von umgefallenen Stammen und von hochaufgeschichteten modernden Trümmern, unwillkührlich an die furcht- bar giftigen, gleiche Orte bewohnenden Schlangen. — In dem tief- sten Dunkel der Wälder lebt vereinzelt ein wunderherrlicher Sänger; man bleibt lauschend und gleichsam fest gebannt stehen, wenn seine Klange, die durchaus mit nichts zu vergleichen sind als dem Schlage kleiner Glasglocken, vielfach modulirt, allein mit der richtigsten Beo- bachtung der Intervallen in eine regelmäßige Melodie vereint, aus den Baumwipfeln leise und langsam herabtönen. Es liegt etwas un- beschreiblich Sanftes, man möchte sagen etwas Überirdisches in diesem Glockenspiele, dessen Reiz durch das öde Schweigen des weiten Wal- des und die Unsichtbarkeit des überaus kleinen Sängers vermehrt wird. Man vermöchte um keinen Preis den endlich Entdeckten zu tobten, den sein einfaches, braunes Gefieder unter der Menge glanz- voller und vielfarbiger Tanagren und Certhien *), leicht übersehen laßt. Die Peruaner nennen diesen Vogel den Organisten oder Flöten- spieler." Zu den in Brasiliens Urwäldern lebenden Thieren gehören unter andern folgende, von welchen wir unsern Lesern eine kurze Schilde- rung mittheilen: 1. die Unze (Onea), mit welchem gemeinschaftli- chen Namen man in Brasilien drei zum Katzengeschlechte gerechnete Arten von Raubthieren bezeichnet, nennt aber zum Unterschied die eine die schwarze, die andere die braune und die dritte die gefleck- te Unze, welche alle sich in den Wäldern vorzüglich von Affen, Hir- schen und wilden Schweinen ernähren und gewöhnlich auf Baume klettern, um ihren Raub zu erlauern. Da wo Viehzucht getrieben wird, leben sie mehr auf Rechnung des Menschen und folgen ihm und seinen Heerden nach. Am zahlreichsten sind sie, wo, wie in den unermeßlichen Ebenen des Amazonen- und des la Platastromes die *) Dies sind zwei Gattungen von Vögeln, wovon die ersten auch Mer' len und die letzten Baumläufer heißen.

9. Bd. 3 - S. 458

1838 - Eisleben : Reichardt
I 458 Amerika. gemacht, außerordentlich leicht und oben wie unten mit Bast umwun- den ; die Spitzen derselben sind in Ermangelung des Eisens aus ge- spalten, m Rohr oder auch aus Holz verfertigt. Auf die Ordnung der daran befindlichen bunten Federn verwenden sie eine große Sorgfalt und wissen sie so zu reihen, daß das Ganze eine sehr schöne Schatti- rung abgiebt. Die Geschicklichkeit, mit der sie diese Waffen handha- den, erregt Erstaunen, auch nicht das Geringste entgeht ihrem sichern Schusse. Auch bedienen sie sich großer und schwerer Keulen, die sie von der knotigen Wurzel des Par Ferro (Eisenholz) verfertigen. Ihre Pfeile sind nicht vergiftet. Dagegen findet man an den Ufern des Amazonenstroms und des Rio negro Indianerstamme, deren Waffen kleine mit Baumwolle am untern Ende umwundene Pfeile sind, die aus Blasrohren geschossen und mit Gift bestrichen werden. Das Gift, in welches diese Pfeile getaucht sind, ist so heftig, daß es au- genblicklichen Tod bringt. Seine Zubereitung ist ein Geheimniß, das nur die Indianer dieser Gegenden kennen. Alle diese Indianerstamme treiben im freien natürlichen Zustande weder Viehzucht noch Ackerbau, und sind äußerst arbeitsscheu, dem Krieg und der Jagd leidenschaftlich ergeben und nomadisch lebend. In den unermeßlichen Wäldern Brasiliens gewährt ihnen die Jagd hin- reichenden Vorrath an Lebensmitteln. Vorzugsweise stellen sie den wilden Schweinen und mancherlei Arten von Affen nach; letztere machen im Allgemeinen wegen der Leichtigkeit der Jagd und des Wohl- geschmacks ihres Fleisches, ihre Hauptnahrung aus. Von der Jagd zurückgekehrt, übergiebt der Wilde diese erlegten, menschenähnlichen Geschöpfe den Weibern, die von diesen so fort am Feuer gesengt, aus- gewaidet und am Bratspieße gebraten werden. Die kahle abgesengte Haut der Affen, die durch diese Nacktheit noch menschenähnlicher ge- worden, ist schwärzlich, und wenn man das Viertheil der Brust nebst den Armen auf obige Art zubereitet zu sehen bekommt, ist die Aehn- lichkeit mit diesen Theilen beim Kinde, besonders dem jungen Neger so auffallend, daß viele Europäer und Einheimische wegen dieser Über- einstimmung sich nie zum Genusse des schmackhaften Affenfleisches ent- schließen können. Wie leicht mußte es mithin dem rohen, sich von Affenfleisch nährenden Wilden seyn, zum Menschen selbst zu greifen. Daher fanden auch die Europäer bei der ersten Entdeckung Brasiliens unter den dasigen Indianern die Gewohnheit, Menschenfleisch zu ver- zehren sehr verbreitet und erzählen davon schreckliche Dinge. Es kann auch seyn, daß sie öfters zu dieser Beschuldigung verleitet worden sind, indem sie die Indianer gebratene Affen verzehren sahen, die sie wegen ihrer Ähnlichkeit für Menschen hielten. Indessen sind auch noch jetzt die in Wildhs»t lebenden Jndianerstämme nicht ganz vom Essen des Menschenfleisches frei zu sprechen; doch sind die Spuren davon jetzt seltener geworden und man findet diese abscheuliche Gewohnheit nur noch bei wenigen Stämmen, am meisten bei den Botocuden und Pu-

10. Bd. 3 - S. 399

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 399 welches der Mann besteigen will, einfangen, herbeibringen und satteln, auf den Wanderungen den Zug der Thiere in Ordnung erhalten, die Lastthiere kunstgerecht bepacken, sie auf den Ruheplatzen entladen, die Feuer anzünden, mit einem Worte, dem Manne dienen, der theil- nahmlos der Ruhe pflegt. Auf dem Marsche tragen die Frauen ihre Kinder in Binden, zum Theil auch in einer Art von Wiegen, auf denen der Säugling senkrecht festgebunden steht. Die geringste Ver- nachlässigung nur einer von diesen vielen Pflichten zieht harte Züchti- gungen nach sich, und auffallend ist die Menge tiefer Narben, welche manche Pehuenchen-Weiber bedecken. Während aber die Männer ihre Weiber mit einer so großen Härte und Gleichgültigkeit behandeln, und sie für eine Art ihnen weit untergeordneter Geschöpfe halten, schließen zwei Männer, die sich gefallen, mit mancher Ceremonie ein Freundschaftsbündniß (Lacutun) unter sich, welches mit Gewiffen- haftigkeit aufrecht erhalten wird und in alle Verhältnisse ihres Lebens eingreift. Wo sich irgend zwei Glieder eines solchen Bundes treffen, sind sie verbunden, vorzugsweise mit einander umzugehen. Sie schla- fen auf demselben Felle und trennen sich im Kriege nie, um an ver- schiedenen Orten zu fechten. Im Kampfe ist der eine für den andern sich zu opfern verbunden, und beide müssen sich in jeder Noth ohne Furcht und ohne Rücksicht beistehen. Die Kinder lernen, wenige Monate alt, sich auf dem Sattel hinter der Mutter anklammern, und erlangen bald die Fertigkeit, an- haltende und schnelle Ritte gleich den Erwachsenen zu ertragen. Mit etwas zunehmenden Kräften lernt das Mädchen Mais zwischen ein Paar Steinen zerquetschen, die Samen des Pehuen für den Winter aufbewahren, die Heerden abwarten, einen Poncho weben, und zuletzt erbt sie die Färberkünste der Mutter, die oft nicht verächtlich sind. Der Knabe wächst wilder und unabhängiger auf, und wird in einem Alter, wo unsere Kinder kaum allein zu gehen vermögen, schon zum kühnen Reiter. Er erlangt bald Übung im Gebrauch der Waffen, zieht später mit in den Krieg und nimmt Theil an den Berathungen. Der Kunstflciß der Pehuenchen ist nicht sehr bedeutend und be- schränkt sich meistens auf die Verfertigung von Dingen, welche ihnen Eitelkeit und Putzliebe unentbehrlich machen. Ihre Metallarbeiten sind roh; Bewunderung verdient ihre feine Verarbeitung von dünnen Streifen ungegerbter Pfcrdehaut. Ueber eine Schnur von Pferdehaaren flechten sie, ohne je sich zu verwirren, 12 — 15 schmale Riemen in künstlichen Mustern zu Zäumen und Sattelgurten zusammen. Ihre Reitstiefeln ohne Nath (Zumeles) bestehen aus dem Hinterfuße eines Pferdes, dessen Haut man oberhalb des zweiten Gelenkes zirkel- förmig durchschneidet, hierauf abstreift, durch vorsichtiges Schaben und Gerben mit sehr häufig in den Anden vorkommender alaunhaltiger Erde geschmeidig macht und endlich zu einem Strumpfe gestaltet, wel- cher bloß unten an der Spitze zugenäht wird. Was ihre übrige
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